Kuratorinnen: Angelika Fitz und Christiane Feuerstein Die Verbindung von Stadterneuerung und künstlerischen Interventionen im Stadtraum steht aktuell hoch im Kurs: Leerstehende Immobilien werden temporär bespielt, BewohnerInnen zur Mitgestaltung eingeladen, Festivals machen den Stadtraum zum Erlebnisraum. Kurzweilige, öffentlichkeitswirksame Aktionen mischen sich mit langwierigen Planungsprozessen. Diese Entwicklung beginnt in Österreich bereits in den 1960er Jahren mit zwei sehr unterschiedlichen Reaktionen auf die damals diagnostizierte \"Unwirtlichkeit der Städte\". Junge Architekturgruppen, wie Haus-Rucker-Co, Coop Himmelblau oder Zünd-Up richteten den Blick in eine utopische Zukunft mit neuen technischen und sozialen Möglichkeiten. So wie die Eroberung des Weltalls erstmals eine Außenperspektive auf die Erde bietet, soll auch die Wahrnehmung von Stadt erneuert werden. Der Boden unter den Füßen wird zum Wanken gebracht, pneumatische Objekte werden zu mobilen Behausungen. Andererseits richten sich Proteste von Bürgerinitiativen gegen eine Planung, die sich einseitig an den Interessen des Autoverkehrs orientiert. Mit den Festen der IG Spittelberg, der Besetzung von Amerlinghaus und Auslandsschlachthof in Wien oder bei Aktionen rund um die Stadtwerkstatt in Linz rückt alte Bausubstanz abseits repräsentativer Baudenkmäler in den Focus. Ölkrise und die Warnungen des Club of Rome vor den Folgen der Wachstumspolitik verstärken die Trendwende zur sanften Stadterneuerung in der Kommunalpolitik. In der Ausstellung \"Wann begann temporär?\" treffen legendäre historische Parallelaktionen, wie \"Supersommer\" und Arena-Besetzung, aufeinander. Es werden aber auch zu Unrecht in Vergessenheit geratene Projekte, wie das \"Planquadrat\" gezeigt. Ein Vergleich mit aktuellen Initiativen aus Amsterdam, Wien und New York macht deutlich, dass viele Fragen, die heute heftig diskutiert werden, wie die nach Flüchtigkeit und Nachhaltigkeit oder dem Spagat zwischen Mitgestaltung und Unterhaltung, schon aktuell waren, \"als temporär begann\". Zu den Kuratorinnen: Christiane Feuerstein ist Architektin und Lehrbeauftragte, deren Arbeiten sich an der Schnittstelle von architektonischer Praxis und wissenschaftlicher Forschung bewegen. Projekte, Vorträge und Publikationen zu den Themen Stadt, Quartier und Wohnen. Angelika Fitz ist Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin; zahlreiche Ausstellungen und Publikationen zu Architektur, Urbanismus, Kunst und postkolonialen Themen; 2003 und 2005 Kommissärin für den österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale Sao Paulo; internationale Vortrags- und Lehrtätigkeit. Foto: Spittelbergfest 1973, Gert Winkler, Sammlung Wien Museum Die Ausstellung bleibt bis Sonntag, den 31. August geöffnet. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag, 10:00 – 18:00 Uhr Sonntag, 10:00 – 16:00 Uhr Kartenpreise: Familien 5,- / Erwachsene 4,- Jugendliche und Studierende 3,-