Wie erfreulich ist es aber im Vergleich, wenn eine Kabarettistin ein Programm auf die Bühne bringt, das frei von Maschen ist. Hilde Fehr weigert sich mit ihren Programmen standhaft, sich an breitenwirksamer Comedy oder mundgerechtem Nummernkabarett zu orientieren. Auch in ihrem neuen Solo \"reduziert\" erzählt sie primär eine Geschichte. Eine höchst kuriose überdies. Über eine alleinerziehende Kickboxerin, die eine Miss-Wahl gewinnen muss. So lautet nämlich die Forderung der Entführer ihrer beiden Kinder. Was bleibt ihr also anderes übrig, als sich ihrer äußerlich kaum erkennbaren Weiblichkeit zu besinnen und das verschüttete Feminine hervorzukehren. Also in gewissem Sinne – vor allem im männlichen Sinne – endlich gesellschaftsfähig zu werden. Ein wenig so, wie Sandra Bullock in der Kinokomödie \"Mrs. Undercover\". Fehr verkörpert diese Frau mit Engagement und Spielfreude. Die männlichen Neben-Figuren degradiert sie gerechtfertigterweise zu plakativen Witzfiguren. Und diesem Umstand liegt nicht etwa vorsätzlicher Feminismus, sondern schlicht die Fähigkeit, treffend zu karikieren, zugrunde. Als \"schwuler Freund\" veralbert sie geschlechtsübergreifendes Tussi-Verhalten, ihr \"Miss-Wahl-Moderator\" wird zum sabbernden Macho und ihr \"Ex-Mann\" zur Versinnbildlichung des patriarchalen Chauvinismus. Recht so.