Konzept: Thomas Eder & Sophie Liepold
In Friederike Mayröcker gehen Werk und Dichterin eine freischwebende Verbindung ein, mit und in ihr fällt der Blick auf eine Welt, die nur als „‚ästhetisches Phänomen‘ gerechtfertigt werden kann“ (Max Bense) und aus dem Schaffensakt der „ästhetischen Existenz“ der Dichterin erfassbar, vielleicht erahnbar wird. In den gut 80 Jahren ihres Schreiblebens hat die Dichterin eine Schreibstimmung in sich ausformen lassen, die eine lose Klammer über die sich in verschiedenen Genres entfaltenden Werke legt.
Man könnte für viele der Arbeiten Friederike Mayröckers, herauf bis zu ihren späten Proëmen, vermuten, dass für sie das vorgefundene Material zwar zum Schreibanlass wird, diesem jedoch eine poetische Gestimmtheit vorausliegt und alle Auswahl und Formation begleitet. Daraus entsteht ein poetischer Text, der die gewählte Stimmung hält und enthält, auch wenn die Aleatorik und vielleicht serendipity des Gefundenen in diese Texte einfließt. Es geht um das Erstellen eines poetischen Gewebes, das mit der Stimmung der Schreibenden interagiert.
Aufbauend auf solchen Beobachtungen werden Dichterinnen und Literaturwissenschaftlerinnen sich mit Mayröckers Werk in Vorträgen, Gesprächen und Lesungen auseinandersetzen. Nicht nur ihre Texte, sondern auch ihr umfangreicher Nachlass mit unzähligen Zetteln, Manuskripten und Objekten stellen Ausgangspunkt für eine materialgebundene und zukunftsweisende Beschäftigung mit der Schriftstellerin dar. Es wird damit die Jahrhundertdichterin gewürdigt und ihr Fortleben in jungen Kolleginnen vorgestellt und befeuert.
Donnerstag, 22.5.2025
kunsthaus muerz
18.00 Uhr
Eröffnungsvortrag
Klaus Kastberger: Friederike Mayröcker und ihre Archive
19.00 Uhr
Filmvorführung
Das Schreiben und das Schweigen (2008),
Regie: Carmen Tartarotti
Freitag, 23.5.2025
kunsthaus muerz
9.30–13.00 Uhr
Uta Degner: Mayröckers Poetik des Pronomens „Ich“
Alexandra Strohmaier: Dingtexte–Textdinge. Zu Friederike Mayröckers Ästhetik der Materialität
Theresia Prammer: „die Stimme des Vogels umarmen“. Zur Grammatik der Liebe bei Friederike Mayröcker
15.00–16.30 Uhr
ARTISTsMUSEUM
Archive für Kunst und Dichtung – Neuberg
Ausstellung und Künstlergespräch
Begrüßung: Ursula Horvath
Johanes Zechner:
„Suppe an Bord“ – Landefläche für Friederike
Eleonore De Felip: „Was sagt ‚paschen pinx.“? Peter Waterhouse liest Friederike Mayröckers études
17.00 Uhr
ARTISTsMUSEUM
Lesungen
Frieda Paris, Sandro Huber, Judith Nika Pfeifer, Ferdinand Schmatz, Olga Martynova
Samstag, 24.5.2025
kunsthaus muerz
9.30–13.00 Uhr
Marcel Beyer: Das Proëm: Poetologie als Praxis bei Friederike Mayröcker
Inge Arteel: „Szenen für die poetische Bühne“ – Mayröckers Hörspielarbeit der frühen 1970er Jahre
Sophie Liepold: „ach zerrissene Zeichen“. Friederike Mayröcker und die literarische Art brut
14.30–18.00 Uhr
Beate Sommerfeld: „verblüfftes Fensterchen“ – hypertextuelle Verfahren als avantgardistisches
Schreibprogramm in den späten Prosawerken Friederike Mayröckers
Katharina Manojlovic: „bist Halb-Pflanze“. Zur Poetik des Vegetabilen in Friederike Mayröckers Spätwerk
Sonja Martinelli: cahier und das Bio=graphieren.
Wie funktioniert Friederike Mayröckers späte Blumensprache?
19.00 Uhr
Lesung
Marcel Beyer: „ich weidete in Poesie nämlich ich war nicht v.dieser Welt,“
Lesung mit Anmerkungen
Sonntag, 25.5.2025
kunsthaus muerz
10.00–11.30 Uhr
Resümee
© Foto: Österreichische Nationalbibliothek